Wie reagiert die Polizei auf solche Hinweise?
Wenn Kinder ihren Eltern von einer seltsamen Situation oder einem ungewöhnlichen Ansprechen berichten, schrillen bei den meisten Eltern erstmal die Alarmglocken. In einem solchen Fall ist es ratsam, sich an die Polizei zu wenden.
Die Polizei nimmt solche Hinweise immer ernst und geht ihnen mit größter Sorgfalt nach.
Tatsächlich klärt sich in den allermeisten Fällen die Situation nach den ersten Ermittlungen bereits auf. Sehr häufig kann ermittelt werden, dass es sich doch um eine harmlose Begebenheit gehandelt hat, die nur auf den ersten Blick seltsam aussah. In einigen Fällen stellt sich im Nachhinein heraus, dass die Kinder ihren Eltern die Situation anders schildern, als sie tatsächlich stattgefunden hat. Oft ist es so, dass Kinder tatsächlich Erlebtes mit anderen Quellen (Erzählungen/Filme, etc.) vermischen und dies dann aber für tatsächlich wahr halten. Es handelt sich also nicht um Lügen sondern um normales kindliches Verhalten. In all diesen Fällen sprechen wir als Polizei von einer nicht konkreten Gefahr.
Kann sich eine Situation jedoch nicht klären, werden unsere Ermittlungen intensiv fortgesetzt. Insbesondere ist dann eine Personen- oder Fahrzeugbeschreibung für uns relevant.
Wie wirkt sich das Verbreiten solcher Meldungen in den Sozialen Medien aus?
Werden Verdachtsfälle in den Sozialen Medien, und dazu zählen wir auch Messenger Dienste, verbreitet, nimmt das Ganze unkontrollierbare Ausmaße an. Eltern reagieren überaus sensibel auf die Nachricht, dass möglicherweise ein Kind angesprochen wurde und möchten ihre Freunde und Bekannte warnen.
Aber Vorsicht! Damit lösen Sie eine Lawine aus.
Denn die Anzahl derjenigen, die diese Warnungen lesen steigt exorbitant an. Die Verbreitung geht so schnell, dass die Auswirkungen nicht überschaubar sind. Problematisch daran ist, dass Kinder, Eltern und Erzieher plötzlich überall eine Gefahr befürchten und auch alltägliche Begebenheiten dann als potentielle Gefahr eingestuft werden.
Die Zahl der Hinweise, bei denen plötzlich überall Kinder angesprochen werden, steigt rasant an.
Die Telefone bei der Polizei stehen dann nicht mehr still. Der Polizei werden Situationen berichtet, in denen Kinder weinend nach Hause gelaufen sind, weil ein Mann in einigem Abstand hinter ihnen her gegangen ist. Dass dieser Mann in der Straße wohnte und nur nach Hause gehen wollte, war dem Kind nicht bekannt. Das Kind hat hier eine tatsächliche Begebenheit mit Gehörtem vermischt und daraus geschlussfolgert, dass der Mann es verfolgt hätte. Deshalb ist eine sensible Befragung der Kinder immens wichtig.
Mögliche Konsequenzen für Meldungen in Sozialen Medien
Auch wenn man durchaus Verständnis für das Bedürfnis von Betroffenen haben kann, dass diese ihr Umfeld über etwaige Gefahren informieren wollen, so warnt die Polizei eindringlich vor einer öffentlichen Darstellung personenbezogener Daten wie Autokennzeichen, Fotos oder Namen. Ob berechtigt oder nicht – machen sich die Verfasser unter Umständen selbst strafbar oder müssen mit zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen. Haben Sie Vertrauen und überlassen Sie solche Maßnahmen der Polizei. Die Beamten verfügen über entsprechende Erfahrung und können auch eine zielführende und rechtssichere Öffentlichkeitsarbeit betreiben, sofern diese im Einzelfall erforderlich scheint.
Die Kinder ernst nehmen und gezielt nach dem tatsächlichen Geschehen fragen, das ist Aufgabe unserer Ermittler.
Selbst in Fällen, in denen die Polizei weiter ermittelt, ist das unkontrollierte Verbreiten nicht sinnvoll. Denn der Verbreitungsradius entspricht nicht dem möglichen Aktivitätsradius einer verdächtigen Person. Wenn Sie in solchen Fällen andere Eltern warnen möchten, tun sie das bitte persönlich aber niemals über die Sozialen Medien oder Messenger Dienste.
Sie können darauf vertrauen, dass die Polizei alles tut, um solche verdächtigen Fälle aufzuklären.
Im Verlauf einer unkontrollierten Verbreitung verändern sich gemäß dem "Stille-Post-Prinzip“ die Informationen. Für die Polizei erschwert das die Aufklärung im tatsächlich vorliegenden Sachverhalt.
Sprechen Sie mit Ihren Kindern, aber verängstigen Sie diese nicht!
Auch unter Kindern werden diese Geschichten verbreitet. Kinder bekommen mehr mit als Erwachsene manchmal glauben. Es ist wichtig, ihnen zu erklären, wie sie sich verhalten sollen, wenn Unbekannte sie ansprechen. Sollte ihr Kind Ihnen eine Situation schildern, nehmen Sie ihr Kind ernst und fragen sie genau nach, was wirklich passiert ist. Oftmals werden die Erzählungen anderer Kinder als eigene Erlebnisse geschildert.
Wenn Sie sich unsicher sind, informieren Sie bitte umgehend die Polizei.