Das Ermittlungsteam hatte den Mordfall aus dem Jahr 2003 vor einiger Zeit neu aufgenommen und die Ermittlungen mit äußerster Sorgfalt weiter vorangetrieben. Im Rahmen einer DNA-Reihenuntersuchung und Dank der Möglichkeiten neuester Kriminaltechnik konnte nun ein Tatverdächtiger identifiziert werden. Der heute 57-jährige Beschuldigte aus Kürten im Bergischen Land steht im dringenden Verdacht, den damals 29 Jahre alten Kellner Tino Werner ermordet zu haben.
"Mein Team belohnt sich mit dieser Festnahme für eine monatelange und intensive Kraftanstrengung" betont der Leiter der Ermittlungsgruppe, Erster Kriminalhauptkommissar Markus Mertens. "Es war für uns nur schwer auszuhalten, dass sich der Täter bis heute nicht für dieses Gewaltverbrechen verantworten musste. Nun haben wir den Tatverdächtigen ermittelt und damit den Grundstein für ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen ihn gelegt. Unsere Ermittlungsakten in diesem Cold-Case-Fall können daher in Kürze für immer geschlossen werden."
Zum Durchbruch verhalf den Ermittlern die erneute Durchführung einer DNA-Reihenuntersuchung. Bereits in den Jahren 2003 und 2004 hatten die Mordkommission "Morgenstern" auf der Grundlage der seinerzeit festgestellten DNA-Spuren eine solche Maßnahme durchgeführt, damals noch ohne Erfolg. Nachdem altes Spurenmaterial vom Tatort und vom Leichnam nun noch einmal mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden forensisch untersucht wurde, stellten Wissenschaftler des LKA deutlich aussagekräftigeres DNA-Material fest, welches sich zudem von den damals vorhanden Fragment-Spuren unterschied. Die DNA des Spurenverursachers konnte auf diese Weise entschlüsselt, jedoch zunächst noch keiner Person zugeordnet werden.
Die Ermittlungsgruppe Cold Case entschloss sich zu einer Wiederholung der DNA-Reihenanalyse und damit zur Entnahme von Speichelproben bei über 120 bekannten Kontaktpersonen des Getöteten. Hierbei gelang der entscheidende Schritt in Richtung des Täters. Bereits unter den ersten 10 entnommenen Proben konnten Wissenschaftler eines Privatinstituts für forensische Molekulargenetik aus Emsdetten das DNA-Profil feststellen, dass im Rahmen der vorherigen Untersuchungen am Leichnam festgestellt worden ist. Der Spurenleger ist damit zweifelsfrei identifiziert. Der damals 35-jährige Mann, der zuletzt in Kürten lebte, ist nun Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Mordes. Er wohnte damals in der Nachbarschaft des Getöteten. Er soll aus Habgier und niederen Beweggründen gehandelt haben. Nach Zeugenangaben hatte er ein Problem mit den homosexuellen Neigungen des Opfers. Aufgrund der Beweislage beantragte die Staatsanwaltschaft Paderborn einen Untersuchungshaftbefehl beim Amtsgericht in Paderborn. Dieser wurde antragsgemäß erlassen.
Der Täter konnte am 15.05.2025 durch Beamte der Ermittlungsgruppe Cold Case an seiner Arbeitsstätte im Bergischen Land festgenommen und anschließend einem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Paderborn vorgeführt werden. Dieser verkündete den Haftbefehl und ordnete die Untersuchungshaft an. "Erneut hat uns kleinteilige Ermittlungsarbeit gepaart mit modernster Kriminaltechnik ans Ziel geführt", stellt Markus Mertens fest. "Der Aufwand hat sich gelohnt und spornt uns an, die Verfolgung von Altfällen auch weiterhin mit aller Kraft voranzutreiben. In diesem Fall ist es uns nicht nur gelungen, den Angehörigen Gewissheit zu verschaffen. Wir haben auch gezeigt, dass es immer wieder möglich sein kann, Tatverdächtige auch nach langer Zeit noch zu überführen."
Erste Meldung: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/6029821 Hintergrund: Im Oktober 2023 ist die Ermittlungsgruppe Cold Case beim Polizeipräsidium Bielefeld gegründet worden und erhält Unterstützung durch erfahrene Ermittler der ostwestfälischen Kreispolizeibehörden. Sie beschäftigt sich in ganz Ostwestfalen mit etwa 42 alten Kriminalfällen ehemaliger Mordkommissionen. Damit kein Mord unaufgeklärt bleibt, ist das Thema Cold Case für das Polizeipräsidium Bielefeld von großer Bedeutung und führte zur Einrichtung der Ermittlungsgruppe.