Zwei Kinder. Ein Müllsack. Eine verstümmelte Leiche ohne Kopf. Und dort, wo Arme und Beine waren, nur noch blutige Stummel.
Schock. Grusel. Entsetzen: „Gott, wer tut so was?“ Das ist der Stoff, aus dem Crime-Serien mit Suchtfaktor gestrickt werden. Die meisten beginnen an einem grauen Tag mit viel Flatterband. Eröffnungssequenz: Ein mürrischer Gerichtsmediziner beugt sich über den Toten. Schnitt. Die Kamera schwenkt auf einen müden Kommissar, der gerade erst aus dem Bett gekrochen ist. Schnitt. Wer ist das Opfer? Wer ist der Täter? Oder gibt es vielleicht mehrere? Mit diesen Fragen beginnt die erste Folge. Dann nehmen die Ermittlungen von Episode zu Episode mehr Fahrt auf. Gleichzeitig verstricken sich die Kommissare und ihr Team immer tiefer in den mysteriösen Fall, in dem am Ende die Grenzen zwischen Gut und Böse oft verschwimmen.
Stopp. Wir wollen hier nicht spoilern, wie es weitergeht. Denn der Fall mit der verstümmelten Leiche war zwar auch ein Krimi, aber keiner, der bei Netflix lief. Er ist wirklich passiert. In Köln, Ortsteil Kalk. Dort fanden Teenager im Jahr 1997 den muskulösen Torso eines Mannes, der offensichtlich erstochen worden war. Die Story war so grausam, so verworren, dass sie in diesem Juli knapp 300 Kommissaranwärterinnen und -anwärtern der Domstadt im ersten Studienjahr noch einmal Kopfzerbrechen bereitete. Bei den „Thementagen K – Alles Tatort oder was?“ erhielten die Polizei-Azubis einen Einblick in die Arbeit ihrer Kripokolleginnen und -kollegen.
„Unser Job ist oft spannender als ein Thriller.“
Erster Kriminalhauptkommissar Markus Weber, Leiter der Ermittlungsgruppe Cold Cases im Kommissariat für Todesermittlungen (KK 11)
Vier Messerstiche von oben ins Herz, ein Messerstich von unten in die rechte Lunge. Kombiniere. „Wie sind die Stiche ausgeführt worden?“, fragt Bernhard Hatterscheidt, der lange Mordermittler war und heute für interne Amtsträgerdelikte zuständig ist. „Im Film sind das ja stets die fiesen Typen, die Kollegen hinterhersteigen und ihnen die Dienstmarke und Dienstwaffe wegnehmen“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Aber bei der Kripo ist dann doch vieles anders als in einem Actionfilm. Deshalb steht der Kriminalhauptkommissar heute im Forum am Walter-Pauli-Ring als Referent auf der Bühne und sammelt erste Indizien zum möglichen Tathergang in Köln-Kalk. Zögernd hebt eine Teilnehmerin die Hand: „Warum hat sich so ein kräftiger Mann nicht gewehrt? Ist er vielleicht im Schlaf erstochen worden oder war betäubt?“ Ein erstes wichtiges Detail.
Eine Kripo zum Anfassen, das ist es, worum es an diesem Tag geht. Es ist ein Experiment, um Berufseinsteiger für die Verbrecherjagd zu begeistern: Morde aufklären, Räuber schnappen, Drogendealer observieren, Banden stoppen, Wirtschaftskriminelle überführen, Extremisten bekämpfen. Die Aufgaben der Polizistinnen und Polizisten in Zivil sind vielfältig. Sie sorgen dafür, dass Verbrechen und Straftaten aufgeklärt werden. Dafür sammeln sie Beweise und dokumentieren alles sorgfältig. Damit die Täter schließlich verurteilt werden können.
Hausdurchsuchungen, Razzien, Vernehmungen, Spurensuche, verdeckte Ermittlungen. Wenn man Berufsanfänger bei der Polizei vor einigen Jahren fragte: „Wo siehst du dich in zehn Jahren?“, antwortete die Mehrzahl: „Bei der Kripo.“ Als jedoch beim Thementag in Köln die Frage gestellt wird, melden sich nur vier von 80 Polizeistudentinnen und -studenten, die an der dritten von insgesamt vier Veranstaltungen teilnehmen. Es ist ein Abbild der derzeitigen Situation. Denn in Zeiten des Fachkräftemangels fehlen vielerorts nicht nur Programmierer, Mathematiker und Ingenieure, auch bei der Kripo geht die Zahl der Bewerbungen zurück.
Kurz nach Bekanntwerden des Zukunftsvertrags der Koalitionsparteien wurde im August 2022 die Task Force 3.000 eingesetzt, um in Nordrhein-Westfalen jährlich 3.000 Polizeianwärterinnen und -anwärter einzustellen. Zusammen kam ein Bewerberfeld von über 11.000 jungen Leuten, die als Polizistinnen und Polizisten arbeiten möchten. Und aus diesen Bewerbungen konnten über 3.000 Geeignete im Jahr 2023 eingestellt werden. Innenminister Reul sagte dazu: „Wir brauchen hoch qualifizierte Leute. Sowohl intellektuell als auch körperlich müssen künftige Polizistinnen und Polizisten fit sein.“ Außerdem seien eine verlässliche Haltung und ein klares Bekenntnis zu unserer Demokratie wichtig. Hinzu komme, dass nicht alle bis zum Ende durchhalten, wie in anderen Studiengängen auch.
Die, die es schaffen, könnten sich später bei der Kriminalpolizei spezialisieren. Doch das Interesse ist gering. Die Kripo hat bei den Polizei-Azubis an Strahlkraft verloren.
„Die Probleme sind zum Teil hausgemacht“, sagt Leitender Kriminaldirektor Michael Esser, jahrelang Leiter des Staatsschutzes und der Ermittlungskommission zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch. Als Chef der Kölner Kriminalpolizei sieht er besorgt auf die Entwicklung: „Heute gehen junge Menschen vor allem zur Polizei, um Wachdienst zu versehen.“ Das liege zum einen am Bild der Beamtin und des Beamten in Uniform, das die Werbung nach außen vermittelt. Aber auch die Ausbildung lege einen Schwerpunkt auf den Wachdienst (GE und Verkehr). Dabei biete die Polizei neben dem Wachdienst weitere, anspruchsvolle und interessante Arbeitsbereiche. „Ich wünsche mir mehr Ausbildungsinhalte bei der Kripo“, sagt er.
"Ermittlerinnen und Ermittler der Kripo brauchen ein scharfsinniges Gespür für Details und die Fähigkeit, scheinbar unbedeutende Einzelheiten zu einem größeren Ganzen zusammenzufügen."
Leitender Kriminaldirektor Michael Esser, Chef der Kölner Kriminalpolizei
Zurück ins Forum im Polizeipräsidium Köln. An acht Thementischen im Saal sitzen 80 Kommissaranwärterinnen und -anwärter, die im September 2022 mit einem Dualen Studium bei der Kölner Polizei gestartet sind. Die acht Tische stehen für acht Kriminalinspektionen, die es bei der Kripo Köln gibt. Dort machen die Azubis gerade ein 14-tägiges Praktikum. Hinter ihnen liegt ein langes erstes Jahr: Vorlesungen an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV), Trainings beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) in Brühl, ein anstrengender Klausuren-Block. Jetzt stehen auf ihrem Stundenplan sechs Wochen Wach- und Wechseldienst in einer Kreispolizeibehörde und eine kurze Stippvisite: bei der Kripo.
„Zehn Tage sind schnell vorbei. Da kann man höchstens mal kurz in einen kleinen Bereich reinschnuppern“, sagt Kriminaldirektorin Silke Paul, Leiterin der Kriminalinspektion 5, die auch einen eigenen Tisch hat. Darauf liegen ein Baseballschläger, eine Flasche Schnaps, ein aufgebrochenes Fahrradschloss und eine Broschüre. Auf dem Titel das Foto einer verzweifelten Frau. Ein Blick und jeder weiß sofort, womit sich Pauls 200 Leute beschäftigen. Die Regionalkommissariate der KI 5 sind breit aufgestellte Einstiegskommissariate: Diebstahl, Schlägereien, häusliche Gewalt – die Bandbreite ist groß. Doch jetzt geht es beim Thementag erst einmal um Mord.
Die Bühne mit den blauen Vorhängen ist bekannt aus zahlreichen Livestreams, wenn die Ermittler bei Pressekonferenzen Fahndungserfolge verkünden, die Bevölkerung warnen oder sie um Mithilfe bitten. Heute ist dort, wo sonst die Kameras stehen, ein Leichenfundort. Noel (21), Luis (20), Anton (20) und Louis (21) haben weiße Overalls über ihre Hoodies gezogen und starren auf einen blauen Plastiksack. Gerade haben sie den Torso von Köln-Kalk gefunden. Natürlich nur ein Modell, aber in Originalgröße. Unterhalb der Lunge ist ein blauer Bluterguss zu sehen, links auf der Brust ein Muttermal. Die Arm- und Beinstummel sind blutig. Wer ist der Tote? Hauptkommissar Hatterscheidt weist seine Ermittler in die Tatortarbeit ein. Luis macht Fotos, seine Spusi-Kollegen inspizieren die Bühne – pardon, den Fundort.
Gibt es Fingerabdrücke oder Blutspuren? In einem Spurensicherungskoffer finden die vier Ermittler eine UV-Lampe, Rußpulver, DNA-Stäbchen, Pinsel, Nummerntafeln. Alles muss genau dokumentiert werden, denn jeder noch so kleine Hinweis kann vor Gericht die entscheidende Wendung herbeiführen. Luis macht weitere Fotos, als die Kollegen fündig werden: Im Sack sind Fingerspuren, auf der Bühne ist Blut. Der Täter hat es weggewischt, aber unter Infrarotlicht wird es wieder sichtbar. Die vier jungen Männer von der Spusi sind stolz: „Mensch, sind wir gute Ermittler.“
Der Fall von Kalk ist jetzt mehr als 26 Jahre alt. Deshalb weiß niemand mehr, wie spät es genau war, als bei der Kriminalwache (KK 62) der Notruf einging. Dort arbeitet heute Kriminaloberkommissarin Keshia Orford (30). Sie besuchte noch den Kindergarten, als die Polizisten, die heute ihre Kollegen sind, verzweifelt nach der Identität des Toten von Köln-Kalk suchten: Weder DNA noch Fingerabdrücke waren in einer Datenbank gelistet. Eine Sackgasse – zunächst.
1997 steckte das Internet noch in den Anfängen, Smartphones spielten noch keine Rolle und Digitalisierung war kein Thema. Aber bereits damals galt: Ein Verbrechen kennt keinen Feierabend. Die K-Wache ist die „Kripo nach Büroschluss“. Orford und ihr Team fahren raus, wenn die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen K-Wachen schon zu Hause sind. Die Oberkommissarin ging nach dem Abitur zur Polizei und tauschte nach sechs Jahren im Wach- und Wechseldienst ihre Uniform gegen Zivil und Kriminalmarke: „Ich wollte selbstständiger arbeiten, nicht nur Verbrechen aufnehmen, sondern sie auch aufklären.“
Ihr interessantester Fall? „Eine Schießerei in der Rocker-Szene“, sagt Orford. Es gab einen Toten. Sie befragte Zeugen, stellte Patronenhülsen, Blutspuren, Videos sicher. Warum ihr die Arbeit gefällt? Sie sagt: „Raub, Mord, Sexualdelikte, ungeklärte Todesfälle – im KK 62 gibt es alle Themen querbeet.“ Gehaltseinbußen hat sie nicht, weil sie immer noch im Schichtdienst arbeitet. Aber das ist kein Muss. „Auch ein geregelter 8-Stunden-Tag ist möglich“, sagt sie. Dann müsste sie allerdings in ein anderes Kommissariat wechseln.
„Vielleicht Organisierte Kriminalität oder Raub? Cold Cases ist auch cool“, überlegt Lisa-Marie Sales (21). Sie sitzt an Tisch 4, auf dem Handschellen, Fotos von Hooligans und Haftbefehle liegen. Es sind die Insignien der Kriminalinspektion 4 – „Intensivtäter“. Vielleicht ihre Zukunft? „Nöö“, das kann sich die Kommissaranwärterin nicht vorstellen, aber vielleicht die „Organisierte Banden- und Rauschgiftkriminalität“ in der Kriminalinspektion 2 mit sieben hoch qualifizierten Fachkommissariaten. Sie lacht: „Da gibt’s bestimmt viel Adrenalin.“ Im Praktikum im KK 56 bearbeitet sie gerade jeden Tag Anzeigen: „Häusliche Gewalt“. „Viel Schreibarbeit“, findet sie. Dann doch lieber KK 11. Auf dem Tisch liegt eine Puppe. Die schreit, wenn sie eingeschaltet wird. Wenn sie dann von genervten Eltern geschüttelt wird, wird sichtbar, welche Schäden das Schütteln im Gehirn eines Kindes hinterlässt. Im Kopf der Puppe leuchten Dioden – sie verstummt. Leyla Schumacher (19) hält den „Säugling“ auf dem Arm. „Grausam“, sagt sie.
Tatsächlich wissen die beiden Polizistinnen noch nicht so genau, wohin die Reise mal gehen soll. In den vergangenen vier Wochen haben sie Wach- und Wechseldienst erlebt. „Jeden Tag etwas anderes, das war auch spannend.“
Fälle wie den Fall „Torso“, der am Ende kein Mord, sondern nur ein Totschlag war – im Affekt. Doch das weiß im Moment noch niemand im Saal. Auf der Bühne gibt es neue Informationen. Überall im Stadtgebiet sind weitere Mülltüten mit Leichenteilen aufgetaucht. In einer steckt ein Bein in einer Hose und in der Hose ein Kontoauszug. Ist das endlich die ersehnte Spur? Die Kripoleute rätseln: Wo ist der Kopf?
Karriereseiten, Jobbörsen, soziale Medien – viele Firmen verlassen sich bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch auf etablierte Kanäle. Mit Aktionen wie dem Thementag will die Polizei jetzt auch andere Wege gehen und mehr auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingehen: Informationen nicht mehr per PowerPoint, sondern zum Anfassen. Ein Ziel: Vorurteilen begegnen. Denn bei Umfragen fielen Sätze wie: „Bei der Kripo arbeiten nur alte Leute“, oder: „Mit denen kannst du nicht arbeiten.“ Stimmt nicht.
„Wir brauchen junge Leute, weil die Kriminellen technisch immer weiter aufrüsten und immer gewiefter werden“, sagt Jupp. Der Erste Kriminalhauptkommissar heißt eigentlich Hermann-Josef Schmitz. Doch die Kollegen nennen ihn alle nur Jupp. Jupp ist 63 Jahre alt und könnte schon im Ruhestand sein. Doch er mag es nicht ruhig. Deshalb hat er verlängert. „Der Job macht einfach zu viel Spaß.“ Beim Thementag will er den Kommissaranwärterinnen und -anwärtern den Spaß näherbringen. Er hat eine komplette Gangster-Ausrüstung mitgebracht und erklärt, wie das sogenannte „Skimming“ funktioniert – das Ausspionieren elektronischer Daten von Giro- und Kreditkarten. Es ist nur ein kleiner Bereich in der großen Verbrechenswelt der Kriminalinspektion 3. Gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jagen dort nicht nur Betrüger, sondern auch Wirtschaftskriminelle und unterstützen zusätzlich im Bereich der Computerkriminalität und IT-Forensik andere Kriminalinspektionen. Korruptionsfälle kommen auch noch hinzu.
Viele Gangster agieren inzwischen digital, benutzen verschlüsselte Kanäle, treffen sich im Darknet. Deshalb findet die Jagd auf sie auch mehr und mehr virtuell statt. Von Jahr zu Jahr werden mehr Fälle der Alltagskriminalität auch digital begangen.
Als Jupp vor mehr als 40 Jahren seine Ausbildung machte, tippte er seine Berichte noch auf einer Schreibmaschine. Freitags ermittelte Oberinspektor Derrick im Fernsehen. Bitte wer? Den Namen hat Jupps Kollegin Sophie Mohr (28) noch nie gehört. Dafür kennt Jupp „Luther“ nicht. Ein Netflix-Kommissar, Typ Schimanski. Wer? Nicht nur die Namen der Kommissare haben sich verändert, auch die Methoden der Verbrecher. Doch egal, ob alt oder jung, der Ehrgeiz der Kriminalkommissarinnen und -kommissare ist der gleiche: Sie wollen das Unrecht bekämpfen und die Bürgerinnen und Bürger schützen.
KK 33, Betrugskommissariat: Dort jagt Sophie Mohr Gangster, die ihre Opfer bei PayPal oder eBay Kleinanzeigen abzocken. Meist sind es Phantome mit falschem Namen, die sich im World Wide Web gut verstecken. Oder Betrüger, die sich als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und dann Trojaner auf fremden Computern einschleusen, um sensible Passwörter auszuspähen oder mit Viren die Software lahmzulegen.
Vermisst Mohr manchmal Blaulicht und Streifendienst? Sie guckt erstaunt: „Selten.“ Über 1.000 Fälle kommen im Monat rein, die ein Team von 30 Leuten bearbeitet. Gerade ist sie mit Kollegen einem Tankbetrüger auf der Spur und dann ist da noch der Love-Scammer, der es auf das Geld älterer Damen abgesehen hat, und, und, und.
Als Jupp in den Job startete, hießen Love-Scammer noch Heiratsschwindler. Der Erste Kriminalhauptkommissar ist sicher: „Wenn alle Generationen zusammenarbeiten, sind wir eine starke Truppe. Die Alten bringen die Erfahrung mit, die Jungen das Knowhow zu den neuen Medien.“ Denn ob im Netz oder analog: „Verbrecher ticken wie eh und je. Sie wollen die Menschen reinlegen, ausbeuten, abzocken. Das müssen wir verhindern.“
Cold Cases, Staatsschutz, Videoaufnahmen, auf denen Taschendiebe Passanten antanzen – dann geht der Thementag zu Ende. Doch noch ist der Mordfall „MK Torso“ nicht aufgeklärt. Führte der Kontoauszug die Ermittler auf die richtige Spur? Kombiniere. Korrekt. Tage später klingelten Bernhard Hatterscheidt und seine Kollegen der „MK Torso“ bei Verwandten des Opfers in Köln. Als sie im Wohnzimmer standen und den Fußboden sahen, wussten sie sofort: Hier ist der Tatort. Warum? Die jungen Kollegen rätseln: War da noch Blut? Nein, das wäre zu einfach. Wurde der Boden mit einem zu starken Reinigungsmittel geschrubbt? „Nein.“ Vielleicht waren Flecken im Teppich? „Heiß.“ Hatterscheidt klärt auf: „Der Teppich war gar nicht mehr da, weil man darauf die Leiche zerstückelt hatte.“
Das Opfer war der Schwager. Er hatte immer die Frau und Tochter seines Bruders besucht, wenn der auf Nachtschicht war, häufig war er alkoholisiert. Als es zu sexuellen Übergriffen kam, griff die Mutter zum Messer, erstach und zerteilte ihn. Den Rest der Leiche fanden die Ermittler in noch mehr Mülltüten im Keller. Der Kopf des Schwagers lag im Ofen – total verkohlt. Dramatischer geht nicht.
Wann kann ich mich bei der Kripo bewerben?
Nach ihrem dreijährigen Bachelor-Studium arbeiten die Polizistinnen und Polizisten zunächst ein Jahr im Streifendienst. Anschließend folgen gegebenenfalls drei Jahre in einer Einsatzhundertschaft. Dann ist ein Wechsel zurück in den Streifendienst möglich oder sie spezialisieren sich: etwa als Kripoermittler, Pilot bei der Fliegerstaffel, Motorradpolizist, Diensthundeführer und vieles mehr. Unabhängig davon ist ein sofortiger Start bei der Kripo nach dem Studium möglich, wenn die Nachwuchskräfte bereits über besondere kriminalfachlich relevante Vorkenntnisse oder Qualifikationen verfügen.