Aufgrund der anhaltenden Pandemie konnten in diesem Jahr lediglich zwei Beamte aus Deutschland die spanischen Kollegen in Palma de Mallorca unterstützen. Umso mehr freute ich mich Dabeisein zu dürfen, um in dieser schwierigen Zeit der Policia Nacional helfen zu können. Zusammen mit einer Kollegin der Kölner Polizei habe ich die spanischen Kollegen vom 1. August bis zum 22. August 2020 unterstützt.
Dieses Jahr ging alles sehr schnell und die Planung musste seitens der Behörde kurzfristig organisiert werden. Durch die anhaltende Pandemie haben in diesem Jahr die Kollegen der Guardia Civil keine Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei ermöglichen können. Daher arbeitete ich in diesem Jahr mit der Policia Nacional zusammen.
Ankunft in Palma de Mallorca
Am 1. August 2020 wurden meine Kölner Kollegin und ich am Flughafen Palma de Mallorca freundlichst empfangen. Die Kollegen der Policia Nacional erwarteten uns bereits vor Ort. Nach einem „Smalltalk“ fuhren wir zur Nebenwache der Policia Nacional. Diese befindet sich direkt am Strand von Palma. Hier wurden wir durch den Inspector Jefe José María empfangen und eingewiesen. Er war sehr freundlich und teilte uns direkt mit, dass wir noch am selben Abend einen Sondereinsatz haben würden. Näheres würde beim „Briefing“ mitgeteilt werden. Nach dem Gespräch wurden wir zu unserem Hotel Riu Concordia verbracht.
Erster Nachtdienst beginnt mit Razzien
Am Abend versah ich mit den Kollegen Nachtdienst. Es standen Razzien an unterschiedlichen Örtlichkeiten an. Der örtliche Einsatztrupp (ET), die Policia Nacional sowie die Ordnungsämter waren anwesend und Teil der Razzien. Weiterhin hat eine Sondereinheit teilgenommen. Es handelte sich hier um die 1-UIP. Sie ist in Madrid stationiert und versieht in der Hochsaison ihren Dienst auf Mallorca. Die Zielrichtung der Razzien bestand darin, Verstöße gegen die erteilten Auflagen (hinsichtlich der Pandemie) zu ahnden.
Die Razzien waren ein voller Erfolg, da sämtliche Verstöße festgestellt wurden. Bei der einen oder anderen Razzia gab es auch „Zufallsfunde“, die gegen das örtliche Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben. In den meisten Fällen handelte es sich um den Besitz von Kokain. Gegen 5 Uhr wurde die Aktion beendet.
Am Folgetag wurden wir erneut von unseren fest zugeteilten Kollegen Adrian und Marga um 18 Uhr pünktlich vom Hotel abgeholt. Wir suchten den Strand auf um hier eine Fußstreife durchzuführen. Den Touristen sowie der spanischen Bevölkerung fielen wir sofort auf. Man sprach uns an und wollte wissen, wie es denn zu der Zusammenarbeit zwischen der Policia Nacional sowie der Landespolizei aus NRW kommen kann. Hier klärten wir dies selbstverständlich auf. Wir haben ausschließlich positives Feedback erhalten.
Alarmierung in der Nacht
Gegen 2 Uhr nachts wurden wir alarmiert und suchten ein Hotel auf. Der Hotelier teilte uns hier mit, dass es zu einer körperlichen Auseinandersetzung in der zweiten Etage des Hotels gekommen sei. Er zeigte uns die entsprechenden Zimmer. Bei einem Zimmer fiel sofort auf, dass die Tür aus dem Türrahmen gebrochen war. Die Tür konnte aufgedrückt werden. Im Zimmer konnten zwei stark alkoholisierte Personen (Mann / Frau) angetroffen werden. Sie befanden sich im Bett und schliefen augenscheinlich. Das Zimmer machte einen stark beschädigten bzw. verwahrlosten Eindruck. Im gesamten Zimmer lagen Zigarettenstummel, leere Bierflaschen und der vorhandene Schreibtisch war auch stark beschädigt. Wir weckten die beiden Personen auf und bemerkten sofort, dass sie aufgrund ihres Alkoholkonsums dem Gespräch kaum bis gar nicht folgen konnten. Es handelte sich um belgische Touristen.
Der Hotelier gab uns nun gegenüber an, dass sich in einem weiteren Zimmer die andere Partei befinden würde. Ich suchte mit Marga das Zimmer auf. Hier befanden sich zwei deutsche Paare. Nach erfolgter Belehrung gaben diese an, dass sie sich außerhalb des Hotels befunden haben. Hier wurden sie von dem stark angetrunkenen Mann mit leeren Bierflaschen beworfen. Getroffen wurde niemand. Als sie dann ihr Zimmer aufsuchen wollten, sahen sie, wie die weibliche Person sich auf dem Boden des Flures befand. Ihr Freund hat sie dann in deren Zimmer gezogen. Die Frau schrie um Hilfe. Die beiden männlichen Personen suchten nun das Zimmer der belgischen Touristen auf. Da die Frau lautstark um Hilfe bat, entschlossen sich die beiden die Tür aufzustoßen um der Frau helfen zu können. Als sie sich im Zimmer befanden konnten sie sehen, dass der Mann kniend auf der Frau saß und sie mit beiden Händen am Hals würgte. Sie stoßen ihn sofort von ihr um das weitere Einwirken seinerseits zu verhindern. Dies gelang ihnen auch. Hierbei sei der Schreibtisch beschädigt worden.
Der Hotelier konnte per Videoüberwachung lediglich das Eindringen der beiden Helfer sehen und wusste nicht den genauen Sachverhalt. Daher ging er zunächst (fälschlicherweise) von einer Prügelei der männlichen Personen aus. Der belgische Tourist wurde vorläufig festgenommen und dem Polizeigewahrsam in Palma zugeführt. Am Folgetag wurde er dem Richter vorgeführt.
Mit diesem Einsatz direkt am zweiten Tag bemerkten wir, dass es notwendig ist, deutschsprachige Beamte nach Mallorca zu entsenden. Ohne unsere Hilfe hätte man vermutlich, aufgrund der sprachlichen Barriere, den Sachverhalt nicht aufklären können.
Auf Streife in der Altstadt und am Ballermann
Am nächsten Tag liefen wir durch die schöne Altstadt von Palma. Auch hier wurden wir von der Bevölkerung positiv empfangen. Wir merkten schnell, dass man uns respektiert aber auch akzeptiert. Gelegentlich mussten wir die Bürger auffordern die Mund-Nase-Maske aufzusetzen, da dies hier in Spanien geboten ist. Den Aufforderungen kamen die Bürger sofort nach.
Als wir die Hauptwache aufsuchten, bat man uns vor Ort bei einer Anzeigenaufnahme zu übersetzen. Eine Touristin aus der Schweiz wollte eine Anzeige erstatten. Uns gegenüber gab sie an, dass sie während der Fahrt mit dem Auto von ihrem Ehemann geschlagen worden sei. Ihre beiden gemeinsamen Kinder befanden sich ebenfalls im Auto. Auch hier war unsere Anwesenheit erforderlich, da eine Verständigung weder in spanischer noch in englischer Landessprache hätte erfolgen können.
Nachdem wir hier erfolgreich die Kollegen unterstützen konnten, suchten wir den Strand am „Ballermann“ auf. Hier führten wir Personenkontrollen durch und legten eine Fußstreife ein. Bei einer kontrollierten Person konnten wir Betäubungsmittel auffinden. Aufgrund dessen wurde dieser vorläufig festgenommen und dem Polizeigewahrsam in Palma zugeführt.
Am Folgetag wurde ich von meinen zugewiesenen Kollegen überrascht. Nachdem unser Dienst fast beendet war sangen sie für mich ein Geburtstagsständchen. Ich habe mich sehr darüber gefreut und die Kollegen, welche mittlerweile zu Freunden geworden sind, zu einem Mittagessen eingeladen.
Einsatz-Begleitung durch die Presse
Am 7. August 2020 wurden wir von der Presse (BILD-Zeitung) mit Kamera und Mikro begleitet. Direkt zu Schichtbeginn ereignete sich eine „häusliche Gewalt“. Es handelte sich um Schweizer Staatsbürger, die vor sechs Jahren ausgewandert sind. Der Beschuldigte wurde durch uns vorläufig festgenommen. Hier war unsere Anwesenheit erforderlich, da weder der Beschuldigte noch die Geschädigte der spanischen Sprache mächtig war.
Am 12. August 2020 führten wir erneut eine Razzia durch. Zielrichtung war die Festnahme einer internationalen Diebesbande. Es handelte sich um eine rumänische Gruppe, die von Palma aus operierte. Die Razzia war ein voller Erfolg und wir haben 34 Personen festgenommen und sämtliches Diebesgut sichergestellt.
Kurz vor unserer Abreise veranstaltete die Presseabteilung der Policia Nacional einen Termin mit der spanischen Presse. Es waren sämtliche Pressevertreter vor Ort um uns zu interviewen. Am Samstag, den 22. August 2020, wurden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht.
Fazit
Mein Fazit des Auslandeinsatzes fällt positiv aus, weil ich trotz schwieriger Zeit den Kollegen aber auch deutschsprachigen Touristen vor Ort, helfen konnte. Ein erheblicher Unterschiedlich zwischen der deutschen und der spanischen Polizei ist die Einsatzvergabe bzw. Einsatzwahrnehmung. Vor Ort wurde das ein oder andere Vergehen nicht geahndet, da man nicht „zuständig“ gewesen sei. Dies war für mich neu und teilweise frustrierend. Ich kannte es bisher so, dass wenn ich einen Verstoß bzw. eine Straftat feststelle, dass ich diese auch ahnden kann bzw. muss.
Loben muss ich die Behörden. Sei es das Innenministerium in Düsseldorf, meine Polizeibehörde Gelsenkirchen oder die Ministerien in Spanien. Trotz kurzer Vorlaufphase lief alles einwandfrei. Ich wusste vor Reiseantritt genau wo ich arbeite und wo meine Unterkunft ist. Dies war im Vorjahr nicht so. Wobei ich sagen muss, dass der Dienstplan vor Ort gefühlt 3729 Male geändert wurde. Doch hieran gewöhnt man sich vor Ort.
Ich danke dem Innenministerium NRW und natürlich auch dem Polizeipräsidium Gelsenkirchen, dass ich trotz der Pandemie meinen Erfahrungsschatz stark erweitern konnte. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass ich mich nächstes Jahr erneut bewerben werde. Vorausgesetzt die spanischen Kollegen suchen im Jahr 2021 Kollegen der Landespolizei NRW.