Nach der Sicherung der am Tatort festgestellten Spuren werden diese bei einer der Kriminaltechnischen Untersuchungsstellen der Polizeibehörden oder dem Landeskriminalamt in Düsseldorf begutachtet. Dabei wendet die Polizei modernste Untersuchungsmethoden zur Beweisführung an.
Daneben werden auch externe und unabhängige Sachverständige mit Untersuchungen beauftragt, die dann als Gutachter bei Gericht tätig werden.
Nach wie vor sind Fingerspuren ein wesentliches Beweismittel. Daktyloskopen, das sind speziell fortgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vergleichen Fingerspuren mit Fingerabdrücken tatverdächtiger Personen. Dieser Vergleich wird durch eine identifizierende Auswertung der individuell charakteristischen und unveränderlichen Merkmale der Hautleisten der Handinnenseiten möglich. So genannte Fingerabdruckblätter wurden vor Jahren noch von den Experten mühsam und sehr zeitaufwendig ausgewertet und erfasst.
Heute werden sie am Computer elektronisch eingelesen und mit den bereits digital vorhandenen Fingerabdruckblättern und Tatortspuren abgeglichen. Man nennt dieses Verfahren Automatisiertes Fingerabdruck-Identifizierungssystem (AFIS). In AFIS erfolgt ein selbstständiger bundesweiter Vergleich der gespeicherten Fingerspuren aller ungeklärten Straftaten mit allen Fingerabdrücken, die zum Zwecke des Erkennungsdienstes gespeichert wurden. Durch elektronische Anlieferung der Daten und automatisierte Recherche ist ein sofortiger Abgleich des Datenbestandes möglich und die Geschwindigkeit des Spurenabgleichs heutzutage vervielfacht.
Haben Opfer oder Zeugen eine unbekannte Person im Zusammenhang mit der Begehung einer Straftat beobachtet oder entspricht das bei der Polizei vorhandene Bildmaterial eines bekannten Tatverdächtigen nicht mehr seinem aktuellen Aussehen, sind unsere Experten ebenso gefragt, wie bei der Gesichtsweichteilrekonstruktion (digitale Thanatopraxie) unbekannter Toter: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einsatzgruppe "Visuelle Fahndungshilfen" des Landeskriminalamtes stehen den Kreispolizeibehörden für die Erstellung der für Fahndungszwecke benötigten Phantombilder und Bildmontagen unmittelbar zur Verfügung.
Die Einsatzgruppe nutzt dazu das bewährte Prinzip der assoziativen Erinnerung über Bildinspiration und Fotomontage und ist überaus erfolgreich, die Erfolgsquoten liegen zwischen 25 und 30 Prozent.
Bei Mikrospuren handelt es sich um alle Formen von Gegenstandsspuren, die aufgrund ihrer geringen Dimension für das menschliche Auge nur mittels optischer Vergrößerung durch Lupen und Mikroskope beurteilt werden können.
Diese Spuren bzw. ihre Übertragung im Rahmen eines Tatgeschehens können durch den Täter nicht bewusst manipuliert werden. Dies ermöglicht eine kriminalistische Analyse von Tatabläufen und führt zu einer hohen Aussagekraft.
Textile Mikrospuren („Fusseln“), die sich von der Oberfläche von textilen Gegenständen wie Kleidungsstücken ablösen und zu den klassischen Kontakt-Übertragungsspuren zählen, aber auch Haarspuren menschlichen und tierischen Ursprungs, machen den größten Anteil dieser Spurengruppe aus, die sich als Folge diverser Tatgeschehen auf den jeweiligen Spurenträgern nachweisen lassen. Deren Untersuchung und kriminalistische Bewertung hinsichtlich der forensischen Relevanz bildet die Hauptaufgabe der in diesem Fachbereich arbeitenden Behördengutachter.
Zu den Faserspuren werden auch die sogenannten „Anschmelzspuren“ gezählt, die nach schweren Verkehrsunfällen häufig im Pkw-Innenbereich nachzuweisen sind und zur Klärung der Unfalldynamik bzw. zur Feststellung des unfallrelevanten Fahrzeugführers beitragen können, da der Zeitpunkt der Entstehung solcher „Anschmelzspuren“ auf den Unfallzeitpunkt reduziert ist.
Weitere Materialspuren wie Glas- oder Lacksplitter, die ebenfalls in Form von Mikrospuren auftreten, werden an hiesiger Stelle mittels aktueller Analysemethoden wie FTIR- oder RAMAN-Spektroskopie und einer dazugehörenden, hochmodernen Apparatetechnik identifiziert und vergleichend untersucht.
Im Fachbereich Botanik und Erdspuren findet sich Mikrospurenmaterial in Form von Boden, Staub- und Schmutzanhaftungen oder Holzpartikeln wieder, wie sie typischerweise bei Aufbrüchen von Fenstern und Türen entstehen können.
Auch die Bestimmung von biogenen Drogen, deren Konsum sich heutzutage mit der einfachen Verbreitung über den Internethandel zunehmender Beliebtheit erfreut, ist Bestandteil des Untersuchungsportfolios unserer biologischen Untersuchungen.
Blu-ray gab es ja nicht immer. Im Kriminalwissenschaftlichen und -technischen Institut (KTI) des Landeskriminalamt NRW werden nahezu alle Videoaufzeichnungen bearbeitet und ausgewertet. Dort können beispielsweise Videosequenzen aufbereitet, verwackelte Sequenzen stabilisiert und Einzelbilder erstellt werden.
Sehr lange Videos etwa aus Überwachungskameras werden automatisch eingelesen und auf die wesentlichen Abschnitte reduziert. Relevante Sequenzen können dann in Originallänge ausgewertet werden. Dadurch entfällt unter Umständen stundenlanges Sichten einer Videoaufzeichnung.